Aktuelle Entwicklungen in der wohnungswirtschaftlichen Gebäudeversicherung

Auch im Jahr 2022 haben die Gebäudeversicherer in Deutschland wieder mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Für jeden Beitragseuro, der im Rahmen der Gebäudeversicherung kassiert wurde, haben die Versicherer 1,06 Euro wieder ausgezahlt. Hauptsächlich natürlich für das erneut hohe Schadenaufkommen, aber auch für eigene Verwaltungs- und Vertriebskosten, die für den Geschäftsbetrieb dazugehören. 

Naturereignisse als Kostentreiber?

Trotz der Orkanserie im Februar 2022 erwies sich das Jahr 2022 als unterdurchschnittliches Naturgefahrenjahr. Die sechs Orkantage im Februar machten allein schon 40 Prozent der versicherten Sachschäden durch Naturgefahren aus. Dies ergibt der Naturgefahrenreport des GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.).

Das kontinuierlich steigende Schadenvolumen der Gebäudeversicherer resultiert also nicht allein aus den vermehrt auftretenden Naturereignissen. Begründet sind die höheren Schadenzahlungen auch in den teureren Wiederherstellungskosten aufgrund der komplexeren Bauweisen und den gestiegenen Material- und Lohnkosten. 

Beitragsanpassung durch Baukostenindex

Da die Gebäudeversicherer mit der gleitenden Neuwertversicherung eine Kostenerstattung zum aktuellen und ortsüblichen Wiederaufbauwert bieten, unterliegen die Gebäudeversicherungen einem indexbasierten Anpassungsprocedere. Grundlage hierfür ist zu 80 Prozent der Baukostenindex für Wohngebäude und zu 20 Prozent der Tariflohnindex für das Baugewerbe. Im Ergebnis werden die Gebäudeversicherungsbeiträge gemäß dem Index ab dem Folgejahr angepasst.

Vor Jahresfrist resultierte hierdurch die historisch höchste Indexanpassung mit 14,73 Prozent für das Jahr 2023. Ansonsten lag in den meisten Jahren davor die Anpassung im unteren einstelligen Prozentbereich und hatte nur eine geringe Auswirkung. Für das Jahr 2024 hat der GDV einen Anpassungsfaktor von 7,53 Prozent ermittelt. Die Versicherer sind angehalten, sich an dem Faktor zu orientieren, können aber auch Abweichungen vornehmen. Dies erfolgt jedoch nur in Ausnahmefällen. Hauptsächlich folgen die Versicherer in der Regel der Empfehlung des GDV. 

Was kostet aktuell eine Gebäudeversicherung?

Insgesamt vereinnahmen die Gebäudeversicherer in Deutschland ein Beitragsvolumen von 10,169 Mrd. EUR. Bei existierenden rd. 43,1 Mio. Wohneinheiten liegt der Durchschnittsbeitrag somit sehr grob kalkuliert bei 236 EUR je Wohnung/Einfamilienhaus. Die Gewerbeeinheiten sind in dieser Überschlagsrechnung unberücksichtigt.

Bei wohnungswirtschaftlichen Versicherungskonzepten waren vor wenigen Jahren noch Preise ab 20 oder 30 EUR je Wohneinheit möglich. Der Durchschnittsbeitrag hat sich sukzessive erhöht. Durch die Preissteigerungen und die vermehrten Schadenzahlungen entwickelte sich der Jahresnettobeitrag mittlerweile auf rund 100 EUR. Als Mindestbeiträge kalkulieren die Versicherer inzwischen 60 bis 80 EUR je Mieteinheit.

Fazit

Durch die unterschiedlichen Einflussfaktoren bei der Kalkulation der wohnungswirtschaftlichen Gebäudeversicherungen ist der betroffene Versicherungsmarkt sehr unruhig geworden. Auch deutlichere Beitragsanpassungen sind mittlerweile Standard geworden. Dies fordert alle Marktteilnehmer. Ein fachlich versiertes und vorausschauendes Risikomanagement ist unabdingbar. Die wirtschaftlichen und klimatischen Entwicklungen erfordern eine besondere Markt- und Branchenkenntnis. Prognosen und Handlungsempfehlungen von Experten stützen idealerweise die entsprechenden Managemententscheidungen. 

Für Fragen und weitere Informationen stehen Ihnen unsere Regionalleiter Versicherung gern zur Seite. Hier gelangen Sie zu den Kontaktdaten für den Ansprechpartner in Ihrer Region.

Guido Raasch

Leiter Versicherung bei Dr. Klein Wowi und Autor von Fachbüchern zu Versicherungen in der Wohnungswirtschaft.

 

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